29.06.16 (MZ) - VfL 96 - Ohne Moos nichts los

Die Pressemitteilungen der aktuellen Saison und vergangener Jahre.

29.06.16 (MZ) - VfL 96 - Ohne Moos nichts los

Beitragvon momo » Mi 29. Jun 2016, 21:42

VfL 96 Ohne Moos nichts los

Von Karl Ebert 29.06.16, 20:22 Uhr



VfL-Trainer Lars Holtmann

VfL-Trainer Lars Holtmann hat seinen Job beim Fußball-Oberligisten aufgegeben, weil Zusagen nicht eingehalten wurden.
Foto:

Schulz

Halle (Saale) -

Eigentlich ist das Prozedere gut ausgedacht. Am Wochenende beginnen beim Fußball-Oberligisten die Veranstaltungen zum 120-jährigen Bestehen des Vereins. Für jeden ist in den nächsten Tagen etwas dabei. Für den Nachwuchs mit seinen 230 Kindern und Jugendlichen. Und auch für die Alten Herren. Sogar Bayern Münchens Traditionsmannschaft gibt ihre Visitenkarte am Zoo ab. Natürlich muss da auch das Oberliga-Team seinen Teil leisten und steigt deshalb am Montag in die Saisonvorbereitung ein. So weit so gut.

Doch was hilft ein nach außen gut durchgeplantes Prozedere, wenn es hinter den Kulissen kracht? Der VfL 96 hat Probleme, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Und der Grund dafür liegt wohl in Versäumnissen der alten Saison. Denn zu einem Verein, der permanent mit seinen finanziellen Aufwandsentschädigungen im Rückstand ist, wechselt eben kein Spieler gern.

Viele Kontrakte sind ausgelaufen, und die Konkurrenz hat die Finger nach den Spielern bereits ausgestreckt. Nicht ausgeschlossen, dass weitere Kicker ihren Teamkollegen Tom Butzmann zum SV Merseburg 99 oder Alexander Bury zu Chemie Leipzig folgen werden. Das jedenfalls prophezeit der alte Trainer Lars Holtmann, der nach fünf Jahren bereits in der Winterpause seinen Abschied zum Saisonende angekündigt hatte. „Zu denen, die bisher neue Verträge unterschrieben haben, wird aus dem alten Kader niemand mehr dazukommen“, prophezeit er.

Matthias von der Weth, Stephan Schammer, Kevin Schiller und Tom Renner haben verlängert, Philipp Motscha und Florian Kuhlmey sind noch bis 2017 gebunden. Gerade einmal sieben oberliga-taugliche Akteure hat der Sechste der Staffel Süd unter Vertrag. Das riecht nach Abstiegskampf.
VfL-Präsident widerspricht

Dem widerspricht VfL-Präsident Frank Sänger. „Wir müssen doch nicht jeden einzelnen Zugang verkünden“, sagt er. „Unser neuer Trainer Rene Behring wird mit einem 22 Spieler großen Kader arbeiten können. Es gibt viele Spieler, die zu uns kommen wollen, deshalb werden wir in der Vorbereitung viele auf Probe einladen.“

Lars Holtmann hatte auf derlei Versprechungen keine Lust mehr. Er bezeichnet es heute als seinen größten Fehler, „im letzten Sommer noch einmal einen Vertrag beim VfL unterschrieben zu haben“. Im letzten Frühsommer war Holtmann versichert worden, dass der Verein finanziell noch nie besser aufgestellt gewesen sei. Doch schon beim Vorbereitungsstart kam die Wende. „Die Vereinsführung korrigierte das Ziel nach unten und gab den Spielern jedes Alibi für schwache Leistungen“, so Holtmann.
Holtmann verliert den Spaß

Es dauerte dann auch nicht lange, bis die ersten Entschädigungen nicht mehr pünktlich auf den Konten der Spieler landeten. „Bei uns hat niemand mehr als 650 Euro im Monat verdient. Für einen Auszubildenden ist das die fest eingeplante Monatsmiete. Ein anderer Spieler, der 300 Euro bekommt, kauft sich damit Lebensmittel“, sagt Holtmann. „Doch wenn du dann plötzlich die Miete nicht zahlen kannst oder Hunger hast, lässt es sich schlecht Fußball spielen.“

In der Rückrunde der abgelaufenen Serie musste sich der Trainer fast vor jedem Training mit diesem Problem seiner Kicker herumplagen. „Es hat keinen Spaß mehr gemacht“, sagt Holtmann. Er und Sänger waren sich am Ende nicht mehr grün. Der VfL-Chef möchte auch nicht nachtreten, sagt aber: „Holtmann hat seit der Verkündung seines Abschieds viele vereinsschädigende Dinge über den VfL erzählt.“

Offensichtlich aber nicht ohne Hintergrund. Denn wie abenteuerlich das Finanzgebaren beim VfL 96 gewesen ist, wird aus den Aussagen von Tom Butzmann deutlich, der nach eigenen Angaben seit Dezember letzten Jahres auf mehr als 3.000 Euro wartet. Aber: „Der Verein hat mir für die nächste Saison mehr Geld geboten, als ich zuvor bekommen habe. Das hat mich verwundert, weil sie ja aktuell schon im Verzug waren. Als ich den Vertrag dann schriftlich bekam, stand dort eine ganz andere Summe drin“, sagt Butzmann.

Also hielt er sich bei den Gesprächen über eine Vertragsverlängerung erst einmal zurück. „Ich habe gesagt, dass ich darüber reden werde, wenn sich die Zahlungsmoral verbessert.“

Das war natürlich nur ein vorgeschobenes Argument, denn auch Butzmann hatte längst die Nase voll und Kontakt zu anderen Vereinen. Er hat es aufgegeben, auf seinen Bankauszügen nach dem Vermerk VfL 96 zu schauen.

Als Sänger mit dem Fall Butzmann konfrontiert wird, geht er an die Decke. „Ich kann dieses Gewäsch nicht mehr hören“, sagt der VfL-Präsident. „Ich finde es unmöglich, wenn sich Spieler in der Öffentlichkeit über den Verein auslassen, ohne vorher intern geredet zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die angesprochenen Außenstände gibt, aber ich werde das in der Präsidiumssitzung am Mittwochabend prüfen.“

Eine öffentliche Aufklärung danach würde dem Ansehen des Vereins nicht zuwiderlaufen.
Link: http://www.mz-web.de/sport/vfl-96-ohne- ... s-24317064
Wo kämen wir hin, wenn alle nur sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um zu sehen wohin wir kämen, wenn wir gingen. Kurt Marti
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