Der neue Trainer Thomas Dietrich schwor das VfL-Team am Donnerstagabend auf die schwere Aufgabe gegen den Tabellendritten Bautzen ein. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
Halle (Saale)/MZ. Verein für Leibesübungen nennen sich die Fußballer aus der unmittelbaren Nachbarschaft vom Zoo seit nunmehr 114 Jahren. Zuletzt konnte man VfL durchaus auch als Verein für Leidensfähigkeit buchstabieren. So rasant war der Absturz im zweiten Jahr in der Oberliga. So bitter waren vor allem die Auswärtsniederlagen, aber auch das 1:1 im letzten Heimspiel gegen Zwickau mit dem späten Gegentor in der 88. Minute. Thomas Dietrich, seit Dienstag offiziell neuer Trainer am Zoo, sah damals von der Tribüne die total verunsicherte Mannschaft und weiß nur zu gut, welch weiter, steiniger Weg vor ihm liegt, um daraus wieder einen Verein für Leichtigkeit oder zumindest Lockerheit zu machen.
"Es bleibt mir natürlich nicht viel Zeit, bis zum nächsten Spiel Entscheidendes zu verändern", sagt Dietrich nach den ersten beiden Trainingseinheiten. Das heißt: Am Samstag wird ab 13.30 Uhr im Heimspiel gegen Budissa Bautzen, aktuell Tabellendritter und damit eigentlich ein fast unüberwindbares Hindernis, im wesentlichen die Mannschaft spielen, die in den vergangenen Wochen auch erste Wahl war. Aber: "Wir wollen allen zeigen, dass wir uns wehren. Wenn wir am Ende vielleicht sogar einen Punkt holen, dann sieht alles gleich viel besser aus", sagt Dietrich, der
sich auch mit den Erfahrungen aus seinem eigentlichen Broterwerb als Sport-Lehrbeauftragter an Halles Universität gefordert sieht.
Disziplin und Spaß sind zwei wesentliche Sachen, auf die Dietrich besonderen Wert legt. Disziplin, dass will der Trainer aber nicht mit Strammstehen und Salutieren an der Seitenlinie übersetzt haben. "Disziplin heißt für mich, dass die Mannschaft meine taktischen Vorgaben erfüllt. Im Training und natürlich erst recht im Spiel." Und Disziplin heißt für Dietrich auch, den in den letzten Wochen reichlich angestauten Frust nicht in sinnlosen Fouls loszuwerden. Patrick Selle, der am Sonnabend in Gotha beim schon aussichtslosen 1:3-Rückstand (Endstand: 1:4) noch Gelb-Rot sah, dürfte bei diesen Worten einen Satz heißer Ohren bekommen haben.
Spaß, Dietrichs zweiter Ansatzpunkt beim schwierigen Neuanfang, hat auch eine ganz eigene Deutung. "Spaß heißt nicht, dass nun die plötzlich die große Heiterkeit ausgebrochen ist. Aber es darf auch mal gelacht werden", sagt Dietrich. Auch über eigene Fehler. Dann wird es eben im Training noch mal probiert. Das soll die Verkrampfung lösen, die lähmende Angst. Zaubern kann Dietrich auch nicht. Aber, neuen Mumm, neue Motivation wecken, dass ist auch in so kurzer Zeit möglich. "Es ist gut, dass mein erstes Spiel auf der Trainerbank gleich eines gegen ein Spitzenteam ist. Der Erwartungsdruck ist da nicht so riesig." Läuft es besser als erwartet, haben alle ein ganzes Stück gewonnen.
Dietrich ist noch nicht lange genug verantwortlicher Trainer beim VfL 96, um eine Lösung für die vermutlich wichtigste Personalie der letzten Wochen parat zu haben. Gemeint ist die festgefahrene Situation um den bis zum Jahresende auf Eis gelegten ehemaligen Mannschaftskapitän Christian Sund. "Ich kann und will dazu im Moment nichts sagen. Auf jeden Fall ist Bewegung hereingekommen. Lassen wir uns alle mal überraschen, was die nächsten Tage bringen." Drei Sätze, die alle Möglichkeiten offen lassen. Aber sie belegen auch, dass im Verein für Leibesübungen eine neue Lockerheit und Leichtigkeit im Umgang miteinander spürbar ist. Denn am eigentlichen Ziel des Vereins lässt Dietrich keine Zweifel: "Wir wollen auch im nächsten Jahr nach dem HFC die Nummer zwei im Fußball in Halle sein."
Quelle: http://www.mz-web.de
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