VON MICHAEL PIETSCH
Spielt das VfL-Oberligateam, ist Christian Sund nur noch Zuschauer. (FOTO: MZ)
Halle (Saale)/MZ. Am Sonnabendnachmittag gegen 13 Uhr wird sich Christian Sund wieder das Trikot des VfL Halle 96 überstreifen. Er wird sich auf das Spiel vorbereiten, das eine Stunde später beginnt. Es geht gegen den 1. FC Weißenfels, es geht um Punkte in der Landesklasse. Denn: Zum Kader des VfL-Oberliga-Teams, das zeitgleich bei Wacker Gotha antritt, zählt Sund nicht mehr (MZ berichtete). Mitte Oktober hatte der 25-jährige Fußballer dem VfL mitgeteilt, dass er den Klub in der Winterpause verlassen möchte, um bei Edelweiß Arnstedt zu spielen. Der Grund: Der Verbandsligist bietet ihm einen Job.
Die Härte der Reaktion beim VfL überraschte nicht nur Sund. Der Verein suspendierte seinen Kapitän. Der darf zwar inzwischen wieder mit trainieren und für die Reserve auch auflaufen. "Im Oberliga-Team wird Sund aber nie mehr spielen", sagt Vizepräsident Volkmar Knoll.
Christian Sund sitzt damit zwischen allen Stühlen. Er ist ein Paradebeispiel für viele Fußballer in unteren Ligen, die neben einer semiprofessionellen Sport-Karriere auch versuchen müssen, im Berufsleben Fuß zu fassen. Die Krux in seinem Fall ist aber: Der VfL, so erklärt Präsident Frank Sänger, hatte seinem Spieler ebenfalls einen Job angeboten. Das aber nahm Sund nicht an. "Es war in der Versicherungsbranche, also artfremd. Ich bin Bürokaufmann", sagt er. Arnstedt traf da eher seinen Geschmack. Das Entsorgungsunternehmen, bei dem er in Leipzig arbeiten wird, ist Sponsor des Verbandsligisten. Das Angebot passe, sagt er.
Nun streiten beide Vereine. Der VfL 96 will Sund nicht einfach nach Arnstedt ziehen lassen. Der Vertrag des Abwehrchefs läuft noch bis zum 30. Juni 2011. VfL-Vize Knoll sagt: "Die Gespräche laufen. Wir werden für alle Seiten eine akzeptable Lösung finden." Und die könnte nach MZ-Informationen auf einen Spielertausch hinauslaufen. Zwar hüllt sich der VfL in Schweigen, aber offenbar ist der Oberligist an Christian Streit interessiert. Der 26-Jährige, der bereits für den HSV II, VfB Lübeck, Union Berlin und RB Leipzig spielte, war bis 2002 schon einmal bei den 96ern.
Dass es eine schnelle Einigung geben wird, ist indes unwahrscheinlich. "Von uns will kein Spieler weg", sagt Edelweiß-Trainer Mark Jonekeit, selbst früherer VfL-Kapitän. "Und beim Thema Ablöse werden wir keinen Kopfstand machen, zumal wir auch damit leben könnten, wenn Sund erst im Sommer kommt."
Das Streitobjekt will derweil erst einmal sein Privatleben neu organisieren. "Ich ziehe in Kürze nach Leipzig um, da meine Freundin dort ein Nagelstudio eröffnet", sagt Sund. "Ich muss jetzt an die Zukunft meiner Familie denken. Fußball spielen, das kann ich dann nebenbei auch noch." Der Job scheint sicher, fußballerisch aber droht ihm zumindest für ein halbes Jahr die Arbeitslosigkeit.
Quelle: http://www.mz-web.de
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