Briefe der aktiven Fans und des Präsidiums

Alles rund um den VfL Halle 96, die Spiele, das Umfeld, die Saison.

Briefe der aktiven Fans und des Präsidiums

Beitragvon macaco » Fr 4. Nov 2011, 11:58

Als Antwort auf unseren internen Brief an das Präsidiums kommt bereits
vor einer Diskussion eine öffentlicher Brief des Präsidiums an uns:
Ich stelle jetzt beide Briefe wertungsfrei hier rein, eine Diskussion dazu wird hier nicht stattfinden
deshalb wird das Thema auch geschlossen bleiben:

Unser interner Brief:
Lieber Vorstand,

anbei befindet sich unserer Brief, der ursprünglich als offener Brief konzipiert wurde. In der Hoffnung, die ganze Angelegenheit intern zu klären, werden wir vorerst auf eine Veröffentlichung verzichten und hoffen auf konstruktive Gespräche mit dem Verein. Erreichbar sind wir über die Ihnen bekannten persönlichen Kanäle oder über diese Emailadresse.

Viele Grüße,

C.


Hier der Brief:



Offener Brief zu den Vorkommnissen rund um das Spiel gegen den 1. FC Lok

Wir, die Fans des VfL Halle 96, sind dafür bekannt, dass wir unsere Mannschaft kreativ, lautstark und intensiv unterstützen. Wir sind auch dafür bekannt, dass es bei uns keinerlei Affinität zu Gewalt oder menschenverachtender Hetze gibt. Umso mehr ärgern wir uns über den Ablauf der gesamten Sicherheitsplanungen zum Spiel unserer Mannschaft gegen den 1. FC Lok am 30. Oktober. Da zu diesem Spiel stets zahlreiche Lokfans anwesend sind, die für gewöhnlich von Ultras und Hooligans des HFC unterstützt werden, zogen wir es in den Vorjahren vor, uns von dem direkt neben dem Gästeblock liegenden Platz auf der Gegengeraden auf die Haupttribüne zu verlagern, um vor möglichen Ausbrüchen gewalttätiger Fans geschützt zu sein. Nachdem nun im Vorjahr eine fünfköpfige Gruppe Lokfans auf der Haupttribüne uns Gewalt androhte und es zu einigen Wortgefechten kam, sollten wir nun beim Spiel in diesem Jahr von der Haupttribüne weichen, da, so der Sicherheitsbeauftragte des VfL, der „Familiencharakter der Hauptribüne“ gewahrt bleiben sollte. Wir sollten daher auf die Gegengerade weichen, wo sich zwischen uns und den ca. 800 Lokfans ein leicht zu übersteigender Zaun, ein Absperrband und ein paar Ordner befinden sollten. Auf unsere Sicherheitsbedenken wurde auf der Sicherheitskonferenz im Vorfeld des Spieles nicht eingangen. Vielmehr wurde uns vom Vereinsvertreter, von der anwesenden Polizei und den Securitykräften zu verstehen gegeben, dass wir an den Tumulten selber schuld seien, da wir provokative Lieder gesungen hätten. Dass aber Gesänge gegen die gegnerische Mannschaft gewalttätige Übergriffe nicht legitimieren dürften, fiel niemandem auf. So wurde von uns verlangt, auf die Gegengerade zu gehen, die nur von Securitys beschützt werden würde, die selbst aus dem Lok-Umfeld stammen. Die Polizei wollte – um die Lokfans „nicht zu provozieren“ – nicht in der Nähe des Gästeblocks sein. Unser Drängen auf einen sicheren Platz im Stadion bzw. Polizeischutz sowie eine gefahrlose Anreise wurde im Vorfeld völlig ignoriert. Wir wurden vom Sicherheitsbeauftragten des Vereins mit einem lapidaren „Jungs, ihr braucht keine Angst zu haben, wir passen auf euch auf“ abgespeist. Uns wurde keinerlei Respekt entgegen gebracht; unsere Position wurde nicht einmal diskutiert.

Am Spieltag selber gingen wir, entgegen der Anordnung (eine Absprache war es schließlich nicht) auf die Haupttribüne. Die Polizei kündigte an, dass sie unseren Platz räumen werde, wenn wir stehen würden, da dies ein Sitzplatzbereich sei. Erst nach einigen Diskussionen konnte dies abgewendet werden. Die Polizeipräsenz im und um das Stadion herum war äußerst gering. Auf den Zufahrtswegen, die von unseren und den Gästefans gemeinsam genutzt wurden, gab es keine Beamten. Immer wieder wurden einzelne Fans von uns von Lok-Anhängern beleidigt („Bafög-Schwuchteln“, „Antifa – ha ha ha“). Das Vereinslokal war fest im Lok-Hand. Im Stadion gab es – entgegen der Ankündigungen – keine Fantrennung. Auf der Gegengeraden, wo wir eigentlich hinsollten, befanden sich etwa 30 Leipziger; ebenso waren viele Lokanhänger mit Fanutensilien auf der Haupttribüne; auch wenn angekündigt war, dass diese dort keinen Zutritt erhalten sollten. Wir haben nichts gegen Gästefans, die sich friedlich das Spiel ihrer Mannschaft ansehen wollen; dass aber weder vom VfL noch von den Ordnern reagiert wurde, als eine fünfköpfige Gruppe Lokfans unseren Fanblock massiv anpöbelte und uns Gewalt androhte bzw. antisemitische Lieder sang, finden wir schockierend. Als einer der Fanvertreter vom Chef der Security eine Intervention verlangte, wurde der Ordner ausfallend und beleidigend. Steffen Kubald, der Vertreter Loks, der im Vorfeld ankündigte, höchstpersönlich für Ruhe zu sorgen, wurde ebenfalls beleidigend. Er schrie, dass man sich nicht so haben sollte, da das antisemitische Lied nicht gegen uns gerichtet war und dass wir „die Fresse halten“ sollen, da er „in Ruhe das Spiel sehen“ möchte. Dieselbe Gruppe aggressiver Lokfans versuchte immer wieder, mit einigen unserer Fans „ein Match“ auszumachen und wartete nach dem Spiel direkt vor unserem Block auf uns, verstärkt durch immer mehr hinzuströmende Lok-Hooligans. Während des Wartens wurde zusammen mit Security-Vertretern herumgefaxt, wer von uns auf die „Fresse verdient“ hätte. Ganz offensichtlich waren Ordner und die Lokfans alte Bekannte.
Für uns ist ferner unverständlich, dass die drei Lok-Anhänger, die nach dem Spiel den Platz stürmten, um Funktionäre und Spieler unseres Vereins anzugreifen, nicht des Stadions verwiesen wurden, sondern sich ganz in Ruhe wieder auf ihre Plätze setzen konnten, um ihre Aggressionen später gegen uns richten zu können.
Dass im Stadion das U-Bahn-Lied („Eine U-Bahn bauen wir. Von Auschwitz bis nach Halle...“) gesungen werden konnte und dass unsere Aktion gegen Schwulenfeindlichkeit mit homophoben Gesängen der Lokfans quittiert wurde, empfinden wir als skandalös. Dass uns das auf der Sicherheitskonferenz angekündigte Banner „Fußballfans gegen Homophobie“ von einem Ordner beim Betreten des Stadions untersagt wurde, ist ebenfalls eine Farce.

Auch wenn man uns entgegenhalten wird, dass das Sicherheitskonzept in Ordnung wäre, da ja schließlich nichts passiert sei, halten wir fest, dass es keine körperlichen Angriffe gab, weil:
1. Wir besonnen reagierten und uns nicht provozieren ließen.
2. Die Lokhools nicht entschlossen genug waren, zu uns vorzudringen.
3. Wir nicht auf die Gegengerade gingen, sondern auf die Haupttribüne.
4. Und nicht zuletzt, weil der VfL unglücklich verloren hatte. Wenn der VfL und nicht Lok kurz vor Ende einen unberechtigten Elfmeter bekommen und deswegen verloren hätte, wäre es mit Sicherheit zu Gewalttaten gekommen.

All die Sicherheitsmängel wurden im Vorfeld angesprochen aber eben nicht diskutiert. Vielen war im Vorfeld klar, wie gefährlich der Besuch des Spieles werden könnte. Viele Fans kamen wegen der Sicherheitsbedenken nicht zum Spiel. Gerade bei diesem wichtigen Spiel, bei dem die Mannschaft bemerkenswert kämpfte, konnten wir sie nicht in gewohnter Art unterstützen, da wir einerseits weniger als sonst waren. Andererseits konnten die anwesenden 96er nicht in der sonst üblichen lockeren Art ihre Mannschaft feiern, da die Unruhe und die Nervosität aufgrund möglicher Gewalt die Freude am Spiel unterdrückte. Wir haben keine Lust, zur Zielscheibe rechtsoffener Hooligans zu werden, die sich dadurch „provoziert“ fühlen, dass wir einem anderen Verein angehören. Wir haben auch keine Lust, vom Verein im Stich gelassen zu werden. Wir werden unsere Sicherheit nicht in die Hände von Ordnern legen, die selbst aus dem Lokumfeld stammen und gute Kontakte zu Gewalttätern beim Sport haben. Einzelne Ordner sollen nicht unerwähnt bleiben, die tatsächlich ein Interesse an einem ruhigen Ablauf hatten; für die Mehrheit trifft das leider nicht zu.

Wir fordern daher einen Sicherheitsbeauftragten beim VfL Halle 96, der unsere Belange ernst nimmt. Desweiteren wollen den Abschluss eines Vertrages mit einer anderen Security-Firma.

Wir möchten gerne das Gespräch mit dem Verein suchen, um eine Lösung zu finden, die für alle tragbar ist. Unsere Sicherheit dagegen ist nicht verhandelbar.


Die aktiven Fans des VfL Halle 96




Und die öffentliche Antwort:
Offener Brief des Präsidiums des VfL Halle 96 an die aktiven Fans des VfL Halle 96

Liebe Fans und Freunde der Blau-Roten,

in Reaktion auf Euer Schreiben vom 2.11.2011, der Diskussion im Fanforum und teils geführter Gespräche mit Vertretern Eurer Gruppierung wurde auf der am 2.11.2011 stattgefundenen Präsidiumssitzung einhellig zum Ausdruck gebracht, dass ein dringendes Erfordernis besteht über die unterschiedlichen Auffassungen zur Absicherung des Oberligaspiels gegen den 1.FC Lokomotive Leipzig am 30.10.2011 in ein konstruktives Gespräch zu kommen.

Wir bitten Euch daher um Mitteilung an die Geschäftsstelle des VfL Halle 96 bis zum 11.11.2011, wer an diesem Zusammentreffen teilnehmen wird. Terminvorschläge erhaltet Ihr dann von uns über die bekannten Kontaktmöglichkeiten. Um einige aus unserer Sicht wichtige Sachverhalte vorweg zu nehmen und unseren Standpunkt dazu auch deutlich zu formulieren, sagen wir bereits an dieser Stelle, dass wir die verbalen Angriffe in der Fanpage auf unseren GF Dieter Kliemke inhaltlich und formal so nicht hinnehmen können. Wir möchten Euch daran erinnern, dass es Dieter Kliemke war welcher:

1. beim Pokalspiel in Stendal dafür gesorgt hat, Euch aus Sicherheitsgründen mit dem Teambus vom Bahnhof abholen zu lassen und nach den Eskalationen bei Spielende sich auch für Eure Rückfahrt nach Halle im Teambus maßgeblich eingesetzt hat.

2. trotz überwiegend ablehnender Haltung innerhalb des Präsidiums zu Eurem Fanspiel gegen Fans von RB Leipzig war es Dieter Kliemke, welcher die Verantwortung auf seine „Kappe“ genommen hat und Ihr am Spieltag das Spiel im Stadion austragen konntet.

3. unter anderem ist es Dieter Kliemke, welcher sich nach der „Transparentaktion“ in Laucha beim Gastspiel unserer Zweiten gegenüber dem Verband erklären muss.

Nur mal Beispiele, welche zeigen, dass wir als Verein schon bemüht sind, dass sich unsere Fans hier wohlfühlen können. Aber auch dass nicht alle Initiativen von Euch, wenn auch gut gemeint, nicht gänzlich ohne Probleme für den Verein sind. Wir möchten hier, heute und in aller Öffentlichkeit auch nicht detailliert auf bestehende Problemfelder eingehen. Das steht uns allen nicht gut zu Gesicht, was die öffentliche Debatte zum Spiel gegen Lok eindrucksvoll bewiesen hat.

Wir sehen in dieser Diskussion und den angeführten Sachverhalten in Eurem Brief zum Spiel gegen den 1.FCL nur die Spitze des Eisbergs, welche aus unserer Sicht zudem sehr einseitig und undifferenziert, ja auch teils sehr rechthaberisch mit Anspruch auf die einzige Wahrheit, dargestellt wird. Wir sind aber auch der festen Überzeugung, dass ein Austausch der Argumente die aufgelaufenen Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen kann. Daran sind wir interessiert und laden deshalb abschließend nochmals sehr herzlich und gern zur Gesprächsrunde ein.

Mit Blau- Roten Grüßen!

für das Präsidium

Andreas Jahnecke

Präsidiumsmitglied Öffentlichkeitsarbeit
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