von DuXter » Sa 30. Mai 2009, 18:07
Verdammtes Déjà-vu
oder: Die Geschichte vom Marathonläufer, der 100 Meter vor dem Ziel erschöpft aufgab und zurück lief. Zwei mal.
Die Älteren unter Uns werden sich mit grausen an den 30. Mai 2008 erinnern.
Heute vor genau einem Jahr begann für den VfL Halle "Achtzehnhundertsechsundneunzig" der Fluch der letzten Hundert Meter.
Damals "unterlag" man im heimischen Stadion am Zoo dem FC Romonta Amsdorf mit 1:1 - was aufgrund der Tragik des späten Ausgleichs und dem damit verbundenen begraben der Aufstiegshoffnung einer Niederlage gleichkam.
Unter völlig umgekehrten Vorzeichen bot sich den insgesamt 50 mitgereisten Hallensern gestern Abend ein ähnliches Schauspiel. Zwar war der Schauplatz ein anderer, fiel der Ausgleich zum 1:1 eine Minute eher – doch die Enttäuschung und das Loch in das gestern um 20:17 Spieler und Fans der Blau-Roten fielen waren die Gleichen.
Dabei fing die Partie zwischen dem SV Staßfurt, seines Zeichens 14. der Verbandsliga und Halles ungeliebtem Fussballkind so gut an: Ohne einen Ballkontakt der Gastgeber stand es nach 60 Sekunden schon 1:0 für den (zu diesem Zeitpunkt noch) Spitzenreiter. Tobias Cramer vollendete eine herrliche Eröffnungskombination. Bereits kurze Zeit später traf Georg Ströhl mit einem Volleyschuss nur den Außenpfosten. Zählbares sprang allerdings nicht mehr raus bis zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel gewann der Gastgeber immer mehr an Oberwasser, bis der VfL in der 74. Minute alles klar machte – doch das Tor zählte nicht – der Linienrichter reckte seine gelb-rot karrierte Fahne in den Staßfurter Abendhimmel. Abseits. Verdammt.
Die gleiche Farbkombination dezimierte danach innerhalb weniger Minuten beide Mannschaften. Auf Seiten der Staßfurter wegen Meckerns, für Halle verliess Selle, wegen einem Handspiel, unter aufmunterndem Applaus für die bis dato gezeigte Leistung, das Feld.
Dann brachen die letzten 5 Minuten an. Der Sack war immernoch nicht zu – eher sperrangelweit offen – die Stimmung zum Zerreißen, die Nerven gespannt unter der Last unzähliger Tonnen Gestein auf dem blau-roten Herzen.
In der 87. Minute gleicht Staßfurt aus. Der Lang erbettelte Ausgleich. Scheiße. Verdammte Scheiße. Und fluchen sei an dieser Stelle verlaubt. Angetrieben von ihren geschockten Fans versuchte Halle nun auf das Gästetor anzurennen, wieder alles Gut zu machen, in den letzten 3 Minuten das nachzuholen was man 86 Minuten lang versäumte. Ein Tor... doch der Kopfball vom frisch eingewechselten Mark Jonekeit landet in den Händen des Keepers, der nun ganz viel Zeit hat.
Dann ist Schluss. Schluss für den Moment, für diese Woche, doch nicht für diese Saison.
Anders als 364 Tage zuvor ist die Saison noch nicht gelaufen, es war kein individueller Fehler der über Sieg oder Scheitern einer ganzen Spielzeit entschied.
Die Sechsundneunziger nehmen nun zum ersten Mal die Rolle des Jägers im Aufstiegskampf ein.
Der Gejagte ist nun Wittenberg – bei gleicher Punktzahl und Tordifferenz sind es nur 3 mehr geschossene Tore die den Lutherstädtern die Tabellenführung bescheren.
Wie diese mit der neuen Situation (und dem damit verbundenen Druck) umgehen wird sich zeigen.
Der VfL wird seine Kampfansage beim letzten Heimspiel der Saison gegen den Tabellenletzten Merseburg unterstreichen – Anstoß ist am kommenden Samstag, dem 6. 6. um 15.00 Uhr.
"Trotze, so bleibt dir der Sieg!" (Friedrich Hebbel)
Campen, Halle, Campen!
9. 11. 1996 - VfL Halle 96 vs. Dresdner SC 3:1 ...und die Leidenschaft begann!
Vodka-Freunde Leipzig
Leipzig ist BLAU-ROT !!!